Land und Leute / Meine Reisen / Winter 2001/02 - Teil 3
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Sonntag, 30.12.2001 - Ausflug nach TaiChi

Die Frau von HLs Bruder stammt aus einer Familie, die in der Nähe von TaiChi (ganz im Westen also, südlich von ChangHua) an der Küste wohnt. Die wollen wir heute besuchen, schon die Hinfahrt über LuGang dauert gute zwei Stunden.

Dort angekommen, sind die Vorbereitungen für's Mittagessen noch nicht ganz abgeschlossen; wir nutzen die Zeit für einen kleinen Spaziergang bis zum einer Grundschule zugehörigen Spielplatz, wo sich zu guter Letzt sogar HLs Vater mit mir auf eine Wippe setzt, um das Spiel der Massen zu erfahren :-)



Nach dem -wie üblich, sehr ansprechenden- Essen folgt ein ausgedehnter Ausflug an die Küste (Krabben fangen, Austerbänke besichtigen) sowie die dahinterliegenden Agrarflächen (Anbau von Wassermelonen, Gemüse etc., außerdem Brackwasserseen mit Fischen und Shrimps). Der Bruder der Schwägerin hat ein einfaches Wurfnetz, wie es die Menschen wohl vor zweitausend Jahren auch schon verwendet haben; damit gelingt es ihm aber auf Anhieb, ein Abendessen für eine Großfamilie zu sichern. Das Abendessen bekommen wir auch bald; die Rückfahrt dauert mit 2 1/2 Stunden für 92 km selbst für taiwanesische Verhältnisse sehr lange.



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Montag, 31.12.2001 - Seafood in ChiaYi, ein Männerabend

Tony will -wie ein- oder zweimal im Monat üblich- seine Eltern in ChiaYi besuchen, und ich nutze die Gelegenheit, diese Stadt einmal zu sehen. HL und ihre Schwestern wollen nicht mit, daher sind wir für einen halben Tag nur zu zweit.

Die Hinfahrt dauert auf der Autobahn ca. 1 1/2 Stunden, wir besuchen dann zuerst die Eltern zuhause und gehen dann in einem ebenfalls irgendwie weitläufig zur Familie gehörigen Restaurant essen. Sashimi, Nigiri und Seafood vom Feinsten, dazu Taiwan Beer - ich bin froh, daß ich nicht fahren muß.

Nach dem Essen eine kleine Sightseeingtour; als erstes der achtstöckige Tempel, von dem aus man die ganze (mit 250.000 Einwohnern eher kleine) Stadt überblickt. Mit dem Auto weiter, an zwei (wohl künstlich angelegten) Speicherseen vorbei bis zu Tonys Geburtsort; bald müssen wir auch schon wieder zurück, da MengShen um fünf in TaiChung aus dem Kindergarten abgeholt werden will. Das schaffen wir auch pünktlich, dann liefern wir den Kleinen bei HLs Eltern ab und Tony schlägt vor, schnell noch eine kleine Fabrik für Druckluftwerkzeuge zu besichtigen - ich willige ein, der Rest des Abends ergibt eine separate Geschichte.

Mitternacht und Jahreswechsel verbringen wir dann immerhin wieder daheim; mit Whisky stoßen wir an, um dann ziemlich müde ins Bett zu gehen.



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Dienstag, 01.01.2002 - Kunst und Essen

HL hat den Jahreswechsel bei ihren Eltern verbracht; nach dem gestrigen Abend ist sie immer noch schlecht gelaunt. Sie trifft sich heute mit einer Freundin, die ich flüchtig kenne (das reicht mir auch); ich breche stattdessen mit HueiJen und Anhang zu einem Ausflug Richtung TaiChung County Art Center zu machen. Das lohnt sich, eine schöne gepflegte Anlage mit Bildender Kunst innen und außen, fließendes Wasser und grüne Wiesen; eine entspannte Atmosphäre. Nach diesem Besuch treffen wir Tony und Familie und gehen erst einmal etwas essen.

Danach fahren wir zum Tempel in ChingShui, an den ich mich noch vom letztenmal her erinnern kann. Woran ich mich jedoch nicht entsinne, ist die große Abgasreinigungsanlage, die man neben dem vor dem Tempel befindlichen Ofen aufgebaut hat ... symptomatisch für dieses Land, in dem Götter und HighTech nebeneinander existieren. Das Eis links vorm Tempeleingang gehört übrigens zu den besten, die ich in Taiwan gefunden habe: einfach köstlich, Froscheier und eiskalter Tee, jedem Besucher wärmstens empfohlen.

Auf der Rückfahrt nach TaiChung noch eine kurze Pause in DaJia (?), hier befindet sich inmitten von Reisfeldern ein -ich bin versucht, zu sagen: Schulungszentrum einer buddhistischen Glaubensrichtung, die (wenn ich die Erklärungen richtig deute) mit der in Festlandchina verfolgten Falun-Gong-Bewegung verwandt ist.

Am Abend steht wieder der Besuch eines Hochzeitsbanketts an, diesmal auf offener Straße und etwas "bäuerlicher" als am vergangenen Samstag. Das Essen interessant bis ausgezeichnet, die Menge um ein Vielfaches zu groß; die junge Braut sieht hinreißend aus und wenn ich nicht schon eine hätte, würde ich diese sofort nehmen. Der Zeitablauf ähnlich wie beim letztenmal: erst rund eine Stunde nach der Ankunft beginnt das Festmahl, dann allerdings Schlag auf Schlag, und nach längstens 90 Minuten wird eilig aufgebrochen und beim Verabschieden den Brautleuten alles Gute gewünscht ... ich bin müde und satt; morgen wollen wir für drei Tage nach Taipeh.



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Mittwoch, 02.01.2002 - KTV in Taipeh

Taipeh ist unser heutiges Ziel - wir haben uns telefonisch mit Su verabredet und können bei ihr wieder in derselben (meist unbenutzten) Wohnung übernachten wie bereits fast zwei Jahre zuvor. Eddie und Jack sind leider nicht in der Stadt, aber Heinrich hat sich am Donnerstag für uns Zeit reserviert. Zunächst aber sind wir noch in TaiChung und machen vormittags noch ein paar Besorgungen, bevor wir gegen 13:45 einen Schnellbus besteigen um innerhalb von 2 1/2 Stunden nach Taipei zu gelangen. Diese Busse sind mittlerweile um Klassen besser als noch vor zwei Jahren: angeblich wurden die staatlichen Betreibergesellschaften aufgelöst, die Angestellten erhielten Abfindungen und viele haben davon eigene Busbetriebe gegründet, mit denen sie die bisherigen Strecken privatwirtschaftlich befahren ... die Preise sind moderat (TaiChung - Taipei einfach ca. 180 NT$), die Busse sehr komfortabel und großenteils ziemlich neu. Die Sitze sind besser als in der Economy Class bei China Airlines, das bedeutet, es befinden sich jeweils 2 + 1 Sitze in einer Reihe, darüber Stauklappen wie im Flugzeug. Bordservice gibt es keinen, aber vor der Abfahrt erhält man sogar Trinkwasser geschenkt. Insgesamt eine sehr komfortable und preiswerte Art des Reisens, die auch keinen großen Planungsaufwand benötigt, da die Busse teilweise im Zehnminutentakt fahren!

In Taipeh angekommen, rufen wir erst einmal Su's Freund an, der innerhalb von Minuten mit seinem Motorroller angesaust kommt und unser Gepäck mitnimmt, bevor wir eine kleine Erfrischung zu uns nehmen. Nach einem kleinen Einkaufsbummel (NOVA, preiswerte Funknetzwerkkarten!) treffen wir gegen kurz nach sieben wie verabredet in einem KTV ein. Dieses Etablissement ist erstaunlich und unterscheidet sich von den mir bisher bekannten Karaokebars deutlich: gegen eine Stundengebühr kann man ein Räumchen mieten, in dem sich eine leistungsstarke Karaokeanlage, eine Sitzgarnitur sowie eine kleine Toilette befinden. Hier trifft man sich mit Freunden, um gemeinsam den "kollektiven Duschgesängen" zu frönen - über eine offenkundig PC-gesteuerte Bedienlogik werden aus einem Katalog von etlichen hundert Musiktiteln diejenigen ausgesucht, die man gerne mit eigenem Gesang (zwei Mikrofone sind Standard) verschönern möchte. Musik und Gegröhle werden in ohrenbetäubender Lautstärke wiedergegeben; das ganze Haus verfügt wohl über zig solcher Zimmerchen, und nach dem Geräuschkulisse auf dem Korridor zu urteilen, läuft das Geschäft sehr gut.

Taiwanesen sind nun allerdings nicht nur große Freunde des Selber-Singens, sondernaußerdem auch an ganz eigenartigen Stellen sparsam. So werden Instrumentalteile von Musiktiteln gnadenlos weggedrückt, um in kürzerer Zeit mehr Titel absingen zu können. Ein dem Europäer nicht ohne weiteres zugänglicher Musikgenuß!

Nach drei Stunden hätte es mir gereicht, aber das Geld für den Abend muß ausgenutzt werden, und so müssen wir bis Mitternacht in dem Zimmerchen ausharren. Nach einer längeren Taxifahrt fallen wir dann gegen ein Uhr morgens todmüde ins Bett ...



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Donnerstag, 03.01.2002 - Mit Heinrich in den heißen Quellen von Wulai

... und stehen schon vier Stunden später, also gegen fünf wieder auf. Mit Heinrich ist vereinbart, daß wir uns gegen 07:30 h in einem abgelegenen Teil der Stadt treffen (dort in HsinTien endet die U-Bahn), um dann mit dem Auto weiterzufahren zu den heißen Quellen von Wulai.

Natürlich sind wir fast eine Stunde zu früh dran, weil um diese nachtschlafende Zeit auch in Taipeh noch kein dichter Verkehr herrscht; also besorgen wir uns inmitten einer Heerschar verschlafener Schüler ein Frühstück.

Heinrich ist so pünktlich wie wir ihn kennen. Die Fahrt im Nissan March (in Europa: Micra) ist für mich auf der Rücksitzbank ein Erlebnis der besonderen Art und dauert gottseidank nur zwanzig Minuten. Wir gelangen in ein Bergdorf (Ureinwohner?), welches allmählich touristisch durchorganisiert wird und sind so früh dran, daß wir ohne den sonst obligatorischen Eintritt einen schönen Spaziergang bis zur Talstation einer Seilbahn machen können. Nach etwa einer Stunde treffen wir wieder im eigentlichen Ort ein, dort wartet in einem speziell darauf eingerichteten Hotel bereits ein Bad in heißem Quellwasser auf uns.

Das ist nun wieder eine ganz andere Form des heißen Badens - in Taroko haben wir mehrfach die natürlichen heißen Quellen von WenShan genossen, die kostenfrei sind und zu den schönsten Taiwans gehören sollen. Die Quellen von Long-Gou (vor Weihnachten) erinnern eher an ein Schwimmbad, und hier nun finden wir ein winziges Badezimmer in einem Hotel vor, recht gepflegt, mit zwei großen Marmorbecken für heißes und kaltes Wasser, einer Dusche sowie einer Entspannungliege. Wir haben nur eine Stunde Zeit, aber wider Erwarten reicht das aus, um sehr entspannt und voller Wohlbefinden den Rest des Tages in Angriff zu nehmen. So hat sich das frühe Aufstehen also gelohnt!

Auf dem Rückweg machen wir für eine Stunde in Heinrichs Privatwohnung Halt (sehr schön, geräumig und im Eigenbesitz), bevor das Mittagessen im 45. Stock des Howard Hotels auf uns wartet! Das ist eine Schau, zumal heute ein echtes Kaiserwetter in Taipeh herrscht. Ich habe diese Stadt bisher immer nur im strömenden Regen erlebt; der Regen im letzten Jahr war sogar so schlimm, daß die U-Bahn für einige Wochen außer Betrieb war und erst im November wieder eröffnet hat - es sieht auch alles quietschneu aus.

Leider haben wir keinen Tisch am Fenster, da wir nur fünf Personen sind, und können so nur auf den langen Wegen zum Büffet die herrliche Aussicht genießen. Das Essen ist delikat; zwei Stunden später verabschieden wir uns müde und vollgefressen von Heinrich und seiner Frau, die beide nachmittags wieder arbeiten müssen.

Wir machen uns auf eigene Faust auf den Weg; HL möchte dem "Schraubenverein" einen Besuch abstatten und wir finden dort für eine Stunde zwei fröhliche Chaoten vor, die man sich kaum als seriöse Geschäftsleute vorstellen kann. Danach laufen wir kreuz und quer durch die Stadt, bis wir müde sind und per Taxi zurück in Su's Wohnung fahren.

Den Abend lassen wir faul verstreichen, und nach ein paar Stunden schlafen wir zufrieden ein.



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Freitag, 04.01.2002 - zurück nach TaiChung

Diese Nacht war lang genug; Aufwachen ohne Wecker ist doch einfach schöner. Gemütlich packen wir unsere Sachen ein und machen uns auf den Weg zurück nach TaiChung:per Bus zum Hauptbahnhof, und von dort aus wieder per Schnellbus nach TaiChung.

Dort wartet schon ein Mittagessen, bevor wir uns noch für zwei Stunden um Aufräumarbeiten sowie Einkäufe bemühen. Um fünf fahre ich mit HLs Vater und jüngerer Schwester zu einem Abendessen in den Taichung Golf Club, wo der Besitzer einer Pharmafabrik seinen 70. Geburtstag mit einem großen Festessen feiert. Wirklich nobel, aber die Leute dort saufen den Rotwein ebenso weg wie Tonys Freunde neulich den Whisky... schon gegen acht sind wir wieder zuhause und machen uns bald darauf auf den Weg, nochmals den Nachtmarkt an der FengShiau-Universität zu besuchen. HL will CDs und VCDs kaufen, und nachdem wir genug Geld ausgegeben haben und ordentlich müde sind, dürfen wir auch endlich nach Hause. Ich brauche noch zwei Stunden, muß ich doch wieder die letzten Tage in maschinenlesbares Format umwandeln :-)



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Samstag, 05.01.2002 - ein Ausflug in die Umgebung




Straßencafé mitten im Wald

Taiwan ist immer für eine Überraschung gut - man biegt um eine Straßenecke und ist zunächst einmal perplex. So ist es mir heute ergangen: nach einem schönen Ausflug ins Hinterland von Taichung (mit den Autos, vorbei auch an einem Campingplatz, wo man tatsächlich Taiwanesen WANDERN sah!) biegen wir auf der Rückfahrt links auf eine Brücke ab - und dort, mitten auf einer Talbrücke einer Landstraße, befindet sich ein Straßencafé!

Dieses Café ist mobil. Es besteht aus einem Kleintransporter mit Kaffeemaschinen und Zubehör (erstaunlich, italienische GAGGIA) sowie etwa acht Glastischen mit bequemen Stühlen und Sonnenschirmen. Die Aussicht von der Brücke ist natürlich gigantisch, aus dem Café-Transporter erklingt leise Jazzmusik, und man hat schlagartig das Gefühl, in einem falschen Film gelandet zu sein. Die Bedienungen sehen geschniegelt aus, die Preise sind allerdings deutlich höher als in der Stadt. Dennoch kann man über eine solche Geschäftsidee nur staunen.

Andererseits sind gerade in TaiChung die Anzeichen der schlechten Wirtschaftssituation nicht mehr zu übersehen. Nach dem Erdbeben 1999 und den schweren Taifunen 2001 stehen viele Wohn- und Geschäftshäuser leer, teilweise wegen irreparabler Schäden, teilweise aber auch wegen Mißwirtschaft und Korruption. Mitten in TaiChung war bereits vor zwei Jahren ein futuristisches Hochhaus im Bau, fast 50 Stockwerke hoch und von einem englischen Architekten designt. Ich habe mich gewundert, daß dieses Jahr praktisch kein Baufortschritt sichtbar war und mußte erfahren, daß der Bauherr (ein Politiker) mit dem Geld der Investoren geflüchtet ist und der Bau seit nahezu zwei Jahren ruht. Das kommt natürlich auch in anderen Ländern vor, aber beim höchsten Wolkenkratzer der Stadt beschleicht einen schon ein unheimliches Gefühl, wenn man den Nachtmarkt direkt daneben besucht (zumal in der Umgebung einige andere leerstehende Hochhäuser nicht zum besseren Eindruck beitragen).


(siehe auch: www.skyscrapers.com)



Viele von Erdbeben oder Taifun geschädigte Bauten scheint man aus Geldmangel schlicht stehen bzw. verfallen zu lassen. Etliche beschädigte Straßen (insbesondere auf Gebirgsstrecken) werden nicht oder nur notdürftig instandgesetzt; so soll beispielsweise der (von uns 1998 noch als unvergeßlich empfundene) Central Cross Island Highway CCIH mittlerweile nicht mehr passierbar sein.

... Zurück zum Tagesablauf - nach einer "Mugua-Nyonai" (Papayamilch) folgen Abendessen und Einkaufsbummel - dieser Tag war nicht sehr prall gefüllt, aber überaus angenehm.



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Letzte Aktualisierung: 09.03.2005