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Das Verhältnis zwischen "Adoa"s (taiwanesisch: Langnasen) und Taiwanesen bietet immer wieder prägnante Eindrücke, die manchmal auch den Weg in eine kurze Geschichte finden ...

Viel Spaß.



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Warum Speisekarten aus Plastik bestehen müssen ...

(Anmerkungen zur bevorzugten Sinnesfreude)

Taiwanesen essen oft. Taiwanesen essen gerne. Taiwanesen essen gerne gut. Das haben sie mit vielen anderen Völkern gemein.

Was sie von diesen vielen anderen unterscheidet, ist, daß Essen und alles, was damit zu tun hat, einen enormen Stellenwert besitzt.

Ein taiwanesischer Ausflug bedeutet, daß (natürlich mit dem Auto) der Parkplatz eines möglichst als "sehr gut" bekannten Restaurants angesteuert wird und in den nächsten Stunden ein frugales Mahl verzehrt wird. Die typisch deutsche Lust am Wandern ist Taiwanesen fremd, körperliche Betätigung vor oder nach einem guten Mahl wird als leicht pervertiert betrachtet und mitleidig abgelehnt (aber ich schweife ab...)

Ein als "sehr gut" bekanntes Restaurant hat nicht notwendigerweise etwas mit dem zu tun, was sich ein Europäer darunter vorstellt.

Ein "sehr gutes" Restaurant hat ziemlich wahrscheinlich Resopaltische, die mit Papierservietten bedeckt sind, sowie eine aus Leuchtstoffröhren bestehende (für entsprechend "intime" Stimmung garantierende) Beleuchtung.

Das "sehr gute" Restaurant verfügt wahrscheinlich über eine recht überschaubare Speisekarte, auf der eine Auswahl tatsächlich hervorragend zubereiteter und ausgesprochen wohlschmeckender Gerichte für Europäer absolut unverständlich beschrieben steht.

Die unverständliche Beschreibung ist für Taiwanesen natürlich kein Problem; was für Taiwanesen aber ein Problem darstellt, ist die Entscheidung für oder vielmehr gegen einen Teil des Angebotes. Die Entscheidungsfindung folgt hier einem unumstößlichen Ritual, welches nahezu beliebig variiert und wiederholt werden kann. Kennzeichnend ist die obligate Verwendung des Zeigefingers, um buchstäblich alle angebotenen Optionen zu deuten, zu begreifen und zu werten. Der Zeigefinger legt auf der Speisekarte enorme Wege zurück; gleichzeitig ist höchste mentale Leistung gefordert, die sich im Verhältnis zur Anzahl der Beteiligten gar noch potenziert.

Für einen Taiwanesen ist der Zeigefinger mithin der Schlüssel zum Verständnis der Speisekarte. Umgekehrt: eine Speisekarte muß, um verstanden zu werden, Resistenz gegen vieltausendfachen Kontakt mit forschenden, deutenden, kommentierenden, wertenden und verwerfenden Zeigefingern ertragen (ganz unabhängig davon, daß natürlich im Verlauf etlicher Gelage der Resopaltisch samt allem Zubehör mit Speisen und Getränken aller Art überflutet werden kann).

Deswegen besteht eine Speisekarte eines als "sehr gut" bekannten Restaurants in Taiwan ziemlich sicher aus Kunststoff.



Übrigens: wenn Sie einmal durch Ihre Stadt laufen und vor einem als "sehr gut" bekannten Restaurant einige Asiaten die Speisekarte studieren, achten Sie doch mal auf die Zeigefinger ... es könnten Taiwanesen sein.



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Taiwanese "XXL"

(Warum Taiwanesen die modernen Kommunikationsmittel so lieben)

Taiwanesen im Ausland haben es nicht leicht. Kalt ist es in Europa, und die Europäer sprechen eigenartig - selbst die Deutschen können kein richtiges Deutsch (allenfalls in der Gegend um Hannover).

So kommt es, daß auch Taiwanesen, die deutsch sprechen, oft nicht recht verstehen, was ihre deutschen Gesprächspartner ihnen sagen. Das ist aber nicht schlimm, denn glücklicherweise gibt es ja nicht nur einen Taiwanesen in Deutschland, sondern deren viele.

Diese vielen Taiwanesen sprechen untereinander -richtig, kein deutsch (meistens jedenfalls), sondern taiwanesisch oder -wenn's "zugereiste Festlandschinesen" sind- chinesisch.

Dummerweise sind jedoch die Gelegenheiten zum persönlichen Gespräch recht selten und oft mit Essen oder Fernsehen verbunden. Deswegen sind Taiwanesen im Ausland dankbare Kunden diverser Kommunikationsgesellschaften - sie lieben es, per Telefon miteinander zu konferieren und auf diesem Wege die neuesten Meldungen, Gerüchte und manchmal auch Gehässigkeiten auszutauschen.

Allerdings gibt es hier Unterschiede: während manche Taiwanesen großzügig und gerne zum Hörer greifen, um sich aus eigenem Anstoß mit anderen auszutauschen, gibt es auch andere, die die zugegebenermaßen zu hohen Telefontarife in Deutschland fürchten und deshalb selten aktiv telefonieren. Diese "geizigen Taiwanesen" erkennt man jedoch daran, daß sie -einmal angerufen- gleichsam kompensatorisch stundenlang ihre Meinung kundtun und ausgesprochen ungern ein für sie kostenfreies Gespräch beenden.

Insbesondere für die großzügig telefonierenden Taiwanesen jedoch ist der Sonntag der beste aller Tage: während an Werktagen doch ein gewisses Kostenbewußtsein für einen Schatten auf dem sonnigen Gefühl des Telefonierens sorgt, ist am Sonntag dank der Telekom-Erfindung "ISDN-XXL" Großkampftag. Stundenlang wird gewählt, geredet, geklatscht, aufgelegt, geschimpft, und wieder gewählt. Sonntagabends ist dann ein Gefühl tiefster Befriedigung erreicht, welches für den darauffolgenden Montag eine Linderung des Telefondranges bewirkt.

Das Telefon ist jedoch nicht das einzige Mittel zum Zweck der Kontaktpflege: für moderne Taiwanesen ist das Internet mittlerweile fast ebenso wichtig wie das Telefon. Die unsinnigsten eMails werden zig-fach kopiert und weitergeleitet, und für Mailtraffic von nur 25 MByte pro Woche und Taiwanese muß man dankbar sein (es könnte schließlich noch viel mehr werden). Großsendungen mit Flash-Animationen oder Werbefilmen von 5 MByte werden begeistert empfangen und weitergestreut - es könnte ja sein, daß irgendein entfernter Bekannter (Auslandstaiwanese) diesen Unfug noch nicht mehrfach erhalten hat.

Störend ist mitunter nur, daß manche Mailsysteme die chinesischen Zeichen nicht immer korrekt zu interpretieren wissen. Aber - falls so etwas vorkommt, es gibt ja noch das Telefon, und der nächste Sonntag kommt bestimmt!

(Ähnlichkeiten mit realen Zeitgenossen sind rein zufälliger Natur).



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Letzte Aktualisierung: 09.03.2005