Land und Leute / Meine Reisen / Winter 2001/02 - Teil 2
Taiwan!
Sitemap
Land und Leute

Taiwan historisch...
Meine Reisen
Winter 2001/02 - Teil 1
Winter 2001/02 - Teil 2
Winter 2001/02 - Teil 3
Winter 2001/02 - Teil 4
Wie teuer ist eigentlich ...
Mehr Informationen...

Stories
Expertensuche ...
Impressum



Standardsuche auf www.taiwanese.de


 
 

Samstag, 22.12.2001 - Taiwanesisches Planungschaos...

Eigentlich hatten wir uns für dieses Wochenende nicht viel vorgenommen, wußten jedoch, daß wir nicht nach Taipeh fahren wollen. Vielleicht ein Barbeque mit HLs Bruder? Es ist aber so kalt geworden, daß die Pläne von den frierenden Taiwanesen kurzerhand für ungültig erklärt werden ... morgens besuche ich also mit Tony einen kommunalen Tempel, um dort den Himmels- und Erdgöttern zu huldigen sowie Glücksgeld zu verbrennen; den Mittag verbringen wir in TaiChungs Computer-Einkaufsviertel in der Nähe des Bahnhofes und erstehen dort eine transportable Karaoke-Anlage für umgerechnet rund 150 DM - den Spaß ist uns das Wert, auch wenn das Gerät keinen zu stabilen Eindruck macht.

Am Abend findet dann in der "Garage" ein formidables chinesisches Fondue statt - eine große runde Tafel, Speisen und Getränke bis zum Abwinken. Danach fahren wir noch zu HLs Bruder, um dort eine VCD anzusehen, die derzeit in Taiwan Furore macht: eine Lokalpolitikerin aus Taipeh wurde heimlich beim Liebesspiel mit mehreren Männern gefilmt; eigentlich eher langweilig. Aus europäischer Sicht besteht der Skandal bestenfalls darin, mit welchen Mitteln eine Zeitschrift versucht, ihre Auflage hochzutreiben.



Nach oben

Sonntag, 23.12.2001 - Lugang, der Riesenbuddha und Pizza

Das diskutierte Barbeque fällt diskussionslos aus. Stattdessen fahren wir mit dem Bruder und seiner Familie mit zwei Autos nach Lugang (was ich schon kenne) und sehen uns dort Dinge an, die ich noch nicht kenne: das Volksmuseum Lugang (imposanter Bau im japanischen Stil, sehr schön eingerichtet, leider strenges Fotografierverbot im Inneren - unverständlich), doch noch einmal den Matsu-Tempel (wird gerade renoviert) und den "Long Shan"-Tempel; dort nehmen wir an einer Umfrage teil und erhalten dafür zwei aus Ton gebrannte Amulette.

Danach ein skurriles Ziel: ein Tempel, der über und über aus Muscheln besteht; angeblich errichtet von einem Mann, der zur Stimme eines Gottes werden sollte, das aber nicht wollte und stattdessen lieber den Tempel zu seinem Lebenswerk gemacht hat ... im Untergeschoß eine Mischung aus Verkaufsschau und Museum, lauter Kunstwerke nur aus Muscheln! Dieses Ziel steht in keinem Reiseführer beschrieben und wird wohl nur von ortskundigen Taiwanesen angesteuert.



Weiter geht es nach Changhua, dort steht auf einem Hügel (Ba-Gua-Shan) eine riesenhafte Buddhastatue; schräg darunter eine weitere Skurrilität (Nan-Tien-Gong): eine Mischung aus Tempel und Geisterbahn wie auf dem Oktoberfest, hier sind auf zwei Stockwerken mittels Fahrgeschäften sehr anschaulich Szenen aus dem religiösen Leben sowie der Hölle (? war mir nicht bewußt, daß die hier auch existiert?) dargestellt. Kinder kann man damit sicherlich gewaltig erschrecken! Auf zwei oder drei weiteren Stockwerken befinden sich die normalen Tempeleinrichtungen. Solche Mischungen sind mir aus christlichen Kirchen nicht bekannt.

Abends in TaiChung dann großes "Resteessen" vom Vortag, als Ergänzung dazu original taiwanesische Pizza - vom Pizza Hut. Ein kleiner Einkaufsbummel schließt den Tag ab, es ist so kalt geworden, daß wir zum Rollerfahren im Angebot schön warme Winterhandschuhe für ein Spottgeld (umgerechnet fünf Mark) erstehen; so billig habe ich die in Deutschland noch nie bekommen. Im Kaufhaus fühlt es sich auf einmal an, als ob die U-Bahn unter uns durchfährt: das war wohl ein kleineres Erdbeben. Vielleicht können wir morgen aus Zeitung oder Fernsehen etwas über die Stärke und eventuelle Schäden erfahren.



Nach oben

Montag, 24.12.2001 - ein wenig heiliger Abend



Chang Jzu-Lin, Künstler, Kalligraph und ehemaliger Begleiter von CKS...

Heute stehen wir wieder relativ zeitig auf - HLs Vater hat für uns einen Termin bei Chang JzuLin besorgt, dem alten Mann, der schon die anläßlich unserer Hochzeit geschenkten Kalligraphien angefertigt hat. Wir werden sehr freundlich begrüßt und halten uns über eine Stunde auf; es ist schon recht interessant, was der Alte zu erzählen hat von der Zeit, als er als Sicherheitsbeauftragter für Chiang KaiShek aus Fukien über Shanghai nach Taiwan kam ... wir müssen ihm versprechen, aus Deutschland Fotos zu senden, was wir gerne zusagen. Dafür werden wir wieder zwei Originale nach Deutschland mitnehmen können; ein Platz in der Wohnung wird sich sicherlich finden.

Mittags treffen wir uns mit HLs jüngerer Schwester und ihrem Mann im Evergreen Laurel Hotel, dem besten Haus am Platze, um dort ein "All-you-can-eat"-Mittagsbuffet zu genießen. Tatsächlich verfügt das Restaurant sogar über fast echtes französisches Baguette sowie ordentlichen Kaffee; alle Bediensteten tragen zu ihrer hochseriösen dunkelblauen Tracht rote Zipfelmützen und der (asiatische) Santa Claus begrüßt mich als einzigen Adoa mit Handschlag und einem fröhlichen "Merry Christmas to you!" - Drei Stunden später verlassen wir müde und satt das Etablissement, um noch einen kleinen Einkaufsbummel zu machen.

Einen bewachten, gebührenpflichtigen Großparkplatz nur für Motorroller gibt es wahrscheinlich nur auf Taiwan. Aber Taiwanesen sind ja schlau, und deswegen gelingt es uns, die beiden Roller ohne Zahlung irgendwelcher Gelder nach einer Stunde wiederzubekommen: Die Schwester hat eine Kundenkarte vom Kaufhaus, und damit treten wir nacheinander auf ...

Da sich HL nicht wohlfühlt, fahren wir noch kurz bei einem Arzt vorbei. Er praktiziert (ohne Lizenz) in einem Ladenlokal an einer Geschäftsstraße; seine Assistentin verpackt die verschriebenen Präparate gleich in kleine zusammengefaltete Papierzettel und wir wissen kurz darauf, daß HL eine Erkältung hat und nun 600 NT$ ärmer ist. Dennoch: wenn der Mann keine Erfolge hätte, würden keine Patienten kommen, und von der Geschwindigkeit der Behandlung könnte sich das deutsche Gesundheitssystem (eher: Krankheitssystem?) einiges abschauen.

Abends wird dann -wieder mit der Großfamilie- Heiligabend gefeiert, statt Plätzchen gibt es TappanYaki und Taiwan Beer; danach eine Scheibe vom im Handgepäck mitgebrachten Dresdner Christstollen (der den Taiwanesen augenscheinlich schmeckt).

Ein Anruf in Deutschland ergibt, daß es dort zwischen -15 und -5 Grad kalt ist und sehr viel Schnee liegt, für uns momentan unvorstellbar. Hier ist es nachts zwar ebenfalls ungewöhnlich kühl, aber mit ca. 7 Grad noch durchaus erträglich. Trotzdem sorgen sich Tony und HueiMei um HLs Bettwärme: kurzerhand wird eine aufblasbare Bettdecke ausgegraben, die mit 60 Grad heißer Luft angewärmt wird. HL rollt sich glücklich ein und schnarcht nach wenigen Minuten, während ich die Tageseindrücke in den Rechner klopfe - bis morgen dann.



Nach oben

Dienstag, 25.12.2001 - öffentliche Entschuldigung der Politikerin,
weitere Erfahrungen mit dem taiwanesischen Bankwesen

Auch heute sind wir wieder um acht unterwegs, draußen ein kleines Frühstück einnehmen, bevor wir gegen neun einen Besichtigungstermin bei dem Hersteller von TFT-Displays "VOZA" haben. Die dortige -von HLs Vater organisierte- Veranstaltung erweist sich als recht lohnend; vor allem die Dinge, die sich noch in der Entwicklung befinden (und über die ich hier deswegen nichts schreiben kann), könnten am Markt bei adäquater Preisgestaltung erfolgreich sein. Die Diskussion war wohl für beide Seiten sehr interessant - nach rund zwei Stunden sind wir wieder draußen und fahren zum Mittagessen heim.

Dort läuft gerade der Fernseher, und in einer langen Übertragung wird gezeigt, wie sich die vor drei Tagen bereits erwähnte, sehr um ihre Klientel bemühte, Lokalpolitikerin mit einer langen und tränenreichen Veranstaltung vor laufenden Kameras bemüht, das Bild wieder gerade zu rücken. Was hier in voller Breite und halbstündigen Wiederholungen über den Sender geht, wäre in Deutschland nicht denkbar.

Nachmittags bringen wir HLs erstes 20-kg-Paket mit Büchern zur Post und fahren dann noch in den Supermarkt, auf dem Weg will ich versuchen, bei einem Geldautomaten mit einer der Kreditgarten an Bargeld zu gelangen. Von meinem Aufenthalt 1998 weiß ich um die Probleme, die mir damals eine fehlerhaft von der Bank ausgehändigte Geheimzahl gemacht hat; es war damals schlichtweg unmöglich, am Automaten oder am Counter irgendwelches Geld zu erhalten. Die Entschuldigungen reichten von "tut uns furchtbar leid" über "Ihre Karte muß defekt sein", "versuchen Sie eine andere Bank" bis zu "westliche Kreditkarten können wir nicht akzeptieren, sorry".

Heute denke ich, schlauer gewesen zu sein. Ich habe seit damals die Bank gewechselt, mir zwei unterschiedliche Karten besorgt und in Deutschland bereits ausprobiert, ob die Karten am Automaten funktionieren. Ich schiebe also meine Mastercard in den Automaten, gebe die PIN ein und wünsche mir 20000 NT$, und: Abbruch des Vorganges, Auszahlung leider nicht möglich! Rückfrage ergibt, daß eine Auszahlung am Schalter doch gehen sollte, also hin zum Schalter, und nach langem Hin und Her dasselbe Spiel wie vor vier Jahren: "Ihre Karte muß defekt sein!". Mein Hinweis, daß ich mit derselben Karte laufend bezahlt habe (und das auch sofort nach Verlassen der Bank wieder konnte), wird mit einem Achselzucken abgetan, sorry. Okay, wir probieren sicherheitshalber mit der Visacard dasselbe Spiel, gleiches Ergebnis. Ich wette mittlerweile jeden Einsatz, daß hier mit Methode die Verwendung westlicher bzw. ausländischer Kreditkarten nur zum Zwecke der Zahlung, nicht aber zum Zweck der Bargeldbeschaffung zugelassen wird! Meine Karten werden wohl von keiner einzigen Bank in Taiwan akzeptiert werden.

Glücklicherweise haben wir noch US-$, die werden wir gelegentlich umtauschen. Meine (vorher schon eindeutige) Meinung zum taiwanesischen Bankwesen wird durch die heutigen Erfahrungen jedenfalls zementiert.

Am Abend besuchen wir kurz die mittlerweile 83jährige Oma, danach noch mit HLs Bruder einen seiner Bekannten und machen uns dann auf den Heimweg - es ist saukalt, sobald die Sonne weg ist, und morgen wollen wir nach Kinmen.



Nach oben

Mittwoch, 26.12.2001 - Erkältung, Bargeld und Abflug nach Kinmen

Gestern abend war's wohl doch zu kalt. Ich hab's ja beim Ins-Bett-gehen schon gemerkt: die kalten Füße bringen Schnupfen, und genau so ist es - nachts kaum geschlafen, morgens haben wir beide eine fette Erkältung im Gesicht, und dabei wollten wir doch nach Kinmen abfliegen!

Nach einem kurzen lustlosen Frühstück auf der Straße werde ich erstmal bei demselben chinesischen Doktor vorstellig, der HL schon vor einigen Tagen verarztet hat; das Honorar ist dasselbe, das Medikament ähnlich. Die Diagnose besteht aus einem langen prüfenden Griff an mein rechtes Handgelenk sowie einige Fragen, die HL genauso wie die Antworten übersetzen muß. Das mitgegebene Präparat in 15 Dosen für 5 Tage schmeckt widerlich bitter, aber ich will's gerne ausprobieren.

Auf dem Rückweg wollen wir noch ein bißchen Bargeld beschaffen und haben daher einige US-$ eingesteckt. Bei der ersten Bank versuche ich spaßeshalber nochmals meine Kreditkarte, der übliche Mißerfolg. Wir wechseln hier aber keine Dollars, da diese Bank nur Dollars einwechselt, die auch bei ihr gekauft werden... Beim zweiten Institut haben wir Pech; nachdem schon in der Schalterhalle keine Devisenkurs aushängen, erfahren wir nach einigem Hin und Her, daß hier keine Devisen gewechselt werden dürfen. Ich versuche nochmals meine Glücksspiele: die VISA-Card streikt, wie schon immer, aber mit der Mastercard erhalte ich tatsächlich 10 1000-NT$-Noten aus dem Automaten!! Ich bin total perplex, es muß sich um ein Versehen handeln, und merke mir den mittleren Geldautomaten der Hua-Nan-Bank auf der Uenshin Road.

Mit dem Taxi zum Flughafen, unser Flieger geht gegen 12, die Schwester hat uns noch Essen und warme Jacken mitgegeben (so sind taiwanesische Mütter). Der Flieger ziemlich voll, wir bekommen trotzdem die Plätze am Notausgang, die etwas mehr Platz bieten (wir haben auch idiotisch viel Handgepäck). Mit einer gleichen Maschine der Uni Air - eine Dash-300 - sind wir vor zwei Jahren auch nach PengHou geflogen, erinnere ich mich.

Ankunft in Kinmen: strahlende Sonne, aber ein kühler Wind. Wir besteigen mit einer Gruppe von fast 40 Leuten den Bus und sofort geht das Besichtigungsprogramm los: Gedächtnishalle für den 8-23-Krieg, ein tolles Ensemble alter fukienesischer Häuser, die mit viel Mühe wieder aufgebaut wurden und heute sogar als Filmkulisse dienen (Residenz der Familie Wang in Shan-Ho), der obligate Blick hinüber nach Festlandchina (Beobachtungsposten Ma-Shan, die Ferngläser verlangen zwar keine Münzen, sind aber in miserablem Zustand. Das gegenüberliegende chinesische Dorf hat ein "Schulgebäude" mit einer Fassade, die auf 24 Räume schließen läßt, nach taiwanesischen Angaben wird jedoch nur ein einziger genutzt - Potemkin läßt grüßen!), dazwischen immer wieder Verkaufs- und Werbeshows (das kennen wir schon von der Tour nach Ilan); abends im King-Ring-Hotel in Kinshan. Das Hotel ist für taiwanesische Verhältnisse sehr ordentlich, jedenfalls hätte ich schlimmeres erwartet. Nach dem Abendessen machen wir einen kleinen Rundgang durch die Stadt, hier ist zwar nicht viel los, aber es macht einen noch sichereren und saubereren Eindruck als seinerzeit Makung. Ziemlich müde fallen wir früh in die Betten.



Nach oben

Donnerstag, 27.12.2001 - Kinmen und Shiao-Kinmen

Das Hotelfrühstück war als "europäisch" angepriesen worden - sicher von Leuten, die noch nie in Europa waren. Mir macht es einen ausgesprochen chinesischen Eindruck.

Als erstes steht nach einer kurzen Busfahrt eine Wanderung auf den Mt. Tai-Wu auf dem Plan. Ein steiler Anstieg, der bemerkenswerterweise von den Taiwanesen zwar angestrengt, aber erfolgreich bezwungen wird, mit stellenweise herrlichen Aussichten und immer wieder groß in den Granit gemeißelten und rot angestrichenen Parolen - für Taiwanesen ein obligates Ziel. Nach fast 2 km erreichen wir einen Tempel, der den Umkehrpunkt markiert. Insgesamt ein schöner Spaziergang, den wir als Individualtouristen möglicherweise nicht gefunden hätten.

Eine kurze Busreise und zwei Werbeveranstaltungen weiter werden wir in einem Dorf abgesetzt, unser Führer geht voraus und verschwindet in einem mit Stahltür gesicherten Eingang in ein unterirdisches Tunnelsystem. Diese kilometerlangen grauen Gänge mit schlechter Luft und flackernder Neonbeleuchtung, an allen strategisch wichtigen Stellen mit Schießständen versehen, schaffen eine bedrückende Ahnung davon, wie viele Hundert Kilometer davon die ganze Insel durchziehen müssen ... Kinmen war bis 1993 militärisches Sperrgebiet und wird auch heute noch intensiv militärisch genutzt. Um (überwiegend taiwanesische) Touristen anzulocken, sind einige wenige Militäranlagen zur Besichtigung freigegeben, darüber hinaus wird versucht, durch die 1996 erfolgte Ausweisung der gesamten Inselgruppe als Nationalpark ein großes Gewicht auf Naturschutz und Sauberkeit zu legen. Das gelingt auch gut, Kinmen ist bemerkenswert sauber und sicher; obwohl die Automobildichte mit 1 / 1,3 Einwohner wesentlich höher liegt als auf Taiwan (1 / ca. 6 Einwohner), ist der Verkehr nicht der Rede wert.

Die Überfahrt auf die Nachbarinsel Shiao-Kinmen ("Klein-Kinmen", geht's überhaupt noch kleiner?) dauert auf einem Schnellmotorboot keine fünf Minuten, der Abgleich Rettungswesten / Passagierzahl bringt ein übliches bedenkliches Ergebnis.

Auf Shiao-Kinmen gibt's erstmal ein Mittagessen; es folgt die Besichtigung des "HuchingTou War Museum". Ein weiterer Blick nach Festlandchina, diesmal direkt auf städtisches Gebiet.

Eine weitere Verkaufsschau in einer Plätzchenfabrik steht an, wir probieren ein Kaoliang-Eis, das tatsächlich nach diesem Schnaps schmeckt, und das nicht in übler Weise.

Bald ist dieser Ausflug zu Ende, und wir setzen auf dieselbe Art wieder nach Kinmen über. Dort geht es wieder per Bus zur Wen-Tai-Pagode, die runde 600 Jahre schon hier stehen und sogar alle Kriege überlebt haben soll. Es folgt ein -für meine Begriffe- echter Höhepunkt, den ich auch in keinem Reiseführer gefunden habe: in den fünfziger Jahren haben die Nationalchinesen einen bombensicheren unterirdischen Hafen mit zwei Einfahrten per Hand aus dem Fels gemeißelt, den man heute auf einem Laufsteg besichtigen kann. Wassertiefe ca. 3,5 m, Gesamthöhe 11 m, diese Arbeitsleistung muß man sich vergegenwärtigen! (Für Interessierte: Südwestspitze der Hauptinsel, vom Lake Kukang aus nach Südosten, Öffnungszeiten 09:00 bis 17:00 h).



Nach dem Besuch einer Messerfabrik (Motto "Schwerter zu Pflugscharen", die Insulaner haben mittlerweile fast alles Altmetall der über 500.000 verschossenen Granaten zu Küchenmessern verarbeitet und verkauft, so daß heute Nachschub aus Taiwan bezogen wird) geht es zurück ins Hotel, wo der anstrengende Tag bei einem Abendessen abgeschlossen wird.

Der Verdauungsspaziergang in die Altstadt bringt uns nicht weit: in einer Filiale der heute besuchten Plätzchenfabrik müssen wir einen Großeinkauf machen, und danach checken wir noch schnell unsere eMail in einem Internetcafé (verblüffend, auf den letzten Inseln gibt es sowas, und die Dinger sind meistens voll mit jungen Leuten).



Nach oben

Freitag, 28.12.2001 - Abschied von Kinmen

Schnell sind alle Sachen im Bus verstaut, gegen 14:00 h wird unser Flieger zurück nach TaiChung abgehen. Vorher geht es aber noch Schlag auf Schlag: ein schöner Strandblick am Tzu Causeway (Baden wegen Minen zu gefährlich), ein sehr schön eingerichtetes, aber leider wegen Stromausfalls nur eingeschränkt zu genießendes Naturkundehaus an den zwei Karpfenseen, die Residenz von General ChenWei (nur von außen zu besichtigen, mit einer für Taiwanesen nicht zu überblickenden Mauer umgeben), die Architektursammlung in PeiShan samt eines zerschossenen Hauses, welches der Besitzer nach dem Fund von 91 toten Soldaten in seinen Mauern nicht mehr beziehen wollte, eine weitere Kriegergedenkstätte, eine Nudelfabrik mit Speisung der hungrigen Massen (selbstverständlich inklusive Verkaufsschau), die Chang-ChingKou-Memory-Hall ... nach dem Mittagessen erfolgt ein schneller Transfer zum Flughafen, diesmal geben wir unser Gepäck auf und nehmen in einer restlos ausgebuchten Maschine Platz.

Die vierzig Minuten bis TaiChung vergehen schnell; Tony holt uns ab.

Abends noch ein kleiner Bummel über den Nachtmarkt in der Nähe von HLs Eltern, kommt mir alles ein wenig leer vor; aber das mag am kalten Wetter liegen. Auf der Rückfahrt zu HLs Schwester stoppen wir noch einmal in der City von TaiChung, hier gibt es Vergnügungen der in Deutschland sicherlich nicht zulässigen Art: nach Geldeinwurf in einen Münzautomaten kann man hier mit einer Art Minibagger nicht (die bei uns geläufigen) Plastikspielsachen, sondern lebende Lobster greifen und in einen Abwurfschacht befördern, aus dem man sie dann -wenn man's geschafft hat- für den heimischen Tisch mitnehmen kann. Ich habe mir sagen lassen, es sei recht schwierig, mit einem Einsatz von 10 NT$ einen Gewinn im Gegenwert von rund 500 NT$ mitzunehmen... Zwei Häuser weiter gibt es ein im Boden eingelassenes Becken mit rundum aufstellten Plastikhockern; hier kann man gegen eine Stundengebühr sein Glück im Angeln lebender Shrimps und Krabben versuchen, benötigt aber wohl auch einigen "Skill", um auf seine Kosten zu kommen. Ich habe mich gefragt, was eigentlich westliche Tierschützer zu diesen Vergnügungen sagen würden ...


der unterirdische Hafen



Nach oben

Samstag, 29.12.2001 - Einkaufsrausch in VCD, Hochzeitsbankett

Wir bleiben heute in TaiChung. Morgens wollte ich (nach einem schönen Frühstück draußen und einem kurzen Bummel über einen Morgenmarkt) eigentlich dem Kaufhaus SOGO einen Besuch abstatten, aber ein Mißgeschick bei der Suche nach einem Rollerparkplatz führt dazu, daß wir dann doch im ChungYo landen, also bei der Konkurrenz. Das dort gesuchte Paar Schuhe für HL haben wir zwar nicht gekauft, sind dafür aber in Folge etliche Musik- und VCD-Shops abgelaufen, um letztenendes für über 5000 NT$ Karaoke-VCDs und einige Filme einzukaufen. Wie wir die Sachen alle transportieren sollen, ist uns unklar ... "schaun mer mal".

Für den Abend ist etwas Besonderes geplant: ein Freund von HLs Vater verheiratet seine Tochter, und es findet ein großes Hochzeitsbankett statt. Wer den gleichnamigen Film von Ang Lee gesehen hat, weiß, was dort alles passieren kann - hier war's nicht ganz so schlimm. Das Essen wurde allgemein als durchschnittlich bezeichnet (ich fand's trotzdem gut), und die Geschwindigkeit, mit der rund 200 Taiwanesen alle Platten leerputzen, ist beeindruckend. Nach gut zwei Stunden bereits machen wir uns auf den Heimweg, um eine Stunde später einen großen Nachtmarkt in der Nähe einer Universität zu besuchen. Hier ist es gerammelt voll, es kann also nicht alleine am kalten Wetter gelegen sein, daß gestern auf dem kleinen Markt nichts los war. Vor dem Schlafengehen probieren wir die Karaoke-Anlage ausgiebig aus, es scheint, als hätten Tony und HueiMei Spaß an solch einem Gerät (das sie selbst wegen der kleinen Kinder nicht anschaffen wollen).



Nach oben




 
 
Letzte Aktualisierung: 09.03.2005